![]() |
||
Paddy Kelly wird katholischer Mönch: Br. John Paul Mary Oase: Habt ihr begonnen, in der Familie gemeinsam zu beten? Bruder John Paul Mary: Das ist richtig. Wir hatten durch den großen Erfolg und natürlich das viele Reisen das Praktizieren vernachlässigt. Und ich denke auch, dass uns der Erfolg und das viele Geld etwas verblendet haben, sodass man das Essentielle dann vergessen hat. Ich kann nicht für meine anderen Geschwister sprechen, aber es bestanden viele Parallelen zwischen uns zu diesem Zeitpunkt. Ein Bruder von mir lebte eine Zeit lang im Kloster. Auch eine Schwester wollte Nonne werden. Sie sind jetzt verheiratet und haben Kinder, leben aber den Glauben stark und lebendig in ihren Familien. Es ist großartig, dass wir so viele Gnaden bekommen haben durch diesen Ort. Für mich ist es auch Medjugorje, wo ich sozusagen die Bestätigung bekam, die innerliche Überzeugung, dass ich gerufen bin, einen anderen Weg einzuschlagen. Oase: Das war in Medjugorje? Bruder John Paul Mary: Ja. Oase: War das ein punktuelles Ereignis oder war das eher ein Prozess? Bruder John Paul Mary: Es war ein Prozess. Ich glaube, die Beichte war das Ausschlaggebende: Jedes Mal, wenn ich beichtete und anschließend mit den Priestern sprach, wuchs in mir der Wunsch, auch diese befreienden Worte sprechen zu dürfen, die bei mir persönlich so viel bewirkt haben - dieses Glück, diese Barmherzigkeit und Liebe Gottes auch anderen zu vermitteln. Oase: Ihr habt in dieser Zeit ja weiterhin Auftritte als Musikgruppe gehabt. Wie war das für euch? Wie habt ihre diese zwei Welten miteinander vereinen können? Bruder John Paul Mary: Zu dem Zeitpunkt gab es in meiner Familie viele Überlegungen, weil das Thema Glaube in unseren Liedern nicht immer explizit vorkam. Es war klar, dass wir eine katholische Familie waren, dass wir christliche Werte vertraten; aber wir haben nie gepredigt oder den Menschen gesagt, dass sie zum Beispiel beten sollen. Bei mir persönlich entwickelte es sich so, dass ich keine Wahl mehr hatte. Denn wenn ich Lieder schrieb, waren es Glaubensthemen, die Muttergottes oder andere religiöse Themen. Das war ganz natürlich, das kam einfach so heraus in dieser Gnadenzeit, dass ich dann ein Soloalbum machte. Ich konnte ja meine Geschwister nicht zwingen, das mitzumachen, was ich ausdrücken wollte. Und wir hatten auch ein Publikum, das sehr breit und nicht unbedingt nur christlich oder gläubig war. Es waren Überlegungen, dass man jetzt nicht offiziell eine christliche Band wird und dann vielleicht viele Leute nicht mehr erreicht. Andererseits war es bei mir nicht mehr anders möglich: Ich konnte nicht einen Fuß hier und einen Fuß dort haben. Ich habe gesehen, dass ich mit meiner Familie eine gewisse Erfüllung habe, musikalisch und menschlich. Nur gibt es jetzt etwas, was ich sagen, ausdrücken will und muss. Und so kam dann das mit dem Soloalbum, bei dem ich eine große Freiheit hatte, viele Lieder mit Glaubensthemen zu bestimmen. Mittlerweilen sind viele meiner Geschwister auf die gleiche Bahn gekommen. Mein Bruder Angelo schreibt sehr offen über seinen Glauben, Patricia und Maite auch. Das ist schön. Oase: Für viele Jugendliche waren Sie als Musiker ein Idol. Haben Sie einen besonderen Wunsch, ein Gebetsanliegen, mit dem Sie die jungen Menschen begleiten möchten? Bruder John Paul Mary: In meinem Zeugnis sagte ich, dass ich mir am Beginn meiner Umkehr drei Fragen stellte: Wer bin ich, wo komme ich her, wo geht`s hin. Und wenn man dem Vater begegnet, dank Jesu, hat man die Antwort auf diese drei Fragen. Von einem Suizidpräventionszentrum in Berlin habe ich erfahren, dass in Deutdschland 75 Prozent der Jugend-lichen zwischen 14 und 24 Jahren eine Suizidphase durchqueren. In Frankreich besagt eine Statistik, dass acht Prozent aller Mädchen mit 13 Jahren einen Sui-zidversuch hinter sich haben! Da ist eindeutig viel faul in unserer heutigen Gesellschaft. Und es trifft hier zu, was Papst Johannes Paul II. über die Kultur des Todes oft sagte. Aber ich denke, dass bei allen Hilfen, die angeboten werden, die wirkliche Heilung für die jungen Menschen darin liegt, dass sie ihren Vater kennen lernen. Im Johannesevangelium gibt es kurz vor dem Bericht der Passion eine Stelle, in der Jesus sagt: „Die Welt soll erkennen, dass ich den Vater liebe.“ (Joh 14,31). Das ist ein Wort, das ich in mir sehr stark trage: Jeder getaufte Christ hat Christi Leben in sich. Und dass jeder Mensch, vor allem die jungen Menschen, ihren Vater kennen lernen, ihren wirklichen Vater, ist mein Wunsch, mein Traum und mein Gebet. Denn wenn sie ihren Vater kennen, macht das Leben einen Sinn. Dann ist nichts umsonst, was wir auf der Erde durchmachen. Ich selbst habe erfahren, wie Maria zu Jesus und Jesus zum Vater führt. Medjugorje hat auf diesem Weg eine sehr große Rolle gespielt. Ich würde mir wünschen, dass alle jungen Menschen diese Erfahrung machen. |
![]() |